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10 Sätze, die dicke Frauen nicht mehr hören wollen

Wenn du mehrgewichtig bist, wird dir oftmals die zweifelhafte Ehre zuteil, dass sich wildfremde Menschen in deine Körperangelegenheiten einmischen. Das geht von gut gemeinten, aber nicht hilfreichen Ratschlägen bis hin zu zweifelhaften Komplimenten, die sich als Beleidigungen entpuppen. Hier sind zehn Sätze, die dicke Frauen nicht mehr hören wollen.

Wenn du mehrgewichtig bist, wird dir oftmals die zweifelhafte Ehre zuteil, dass sich wildfremde Menschen in deine Körperangelegenheiten einmischen. Das geht von gut gemeinten, aber nicht hilfreichen Ratschlägen bis hin zu zweifelhaften Komplimenten, die sich als Beleidigungen entpuppen. Hier sind zehn Sätze, die dicke Frauen nicht mehr hören wollen.
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1. „Du hast so ein schönes Gesicht.“

Was zwischen den Zeilen steht: „Der Rest an dir ist fett, also hässlich.“

Das ist das wohl am meisten gefürchtete, weil am häufigsten vergebene „Kompliment“ an mehrgewichtige Frauen. Es ist oftmals nett gemeint, hat aber einen bitteren Beigeschmack, weil es eben ausdrücklich kein „Du bist schön“ ist. Es pickt ein Merkmal heraus, das im Rahmen des derzeitigen gesellschaftlichen Schönheitsideals gerade noch als akzeptabel gilt – und das ist bei mehrgewichtigen Frauen immer nur das Gesicht (→ Warum wir das Schönheitsideal überwinden müssen). Der Rest wird vermeintlich elegant unter den Tisch fallen gelassen.

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2. „Wenn du abnehmen würdest, würdest du echt gut aussehen.“

Was zwischen den Zeilen steht: „Jetzt siehst du hässlich aus, denn nur schlanke Menschen können schön sein.“

Diese Aussage fußt auf dem tief in unserer diätkulturellen Gesellschaft verankerten Glaubenssatz, dass dick gleich hässlich wäre (→ Body-positiv leben: Negative Glaubenssätze erkennen und auflösen). Dass mehrgewichtige Menschen per se nicht attraktiv wären, ist schlichtweg falsch und dem derzeit geltenden Schönheitsideal geschuldet, das Schlankheit mit Schönheit, Erfolg oder Disziplin gleichsetzt. Es muss nicht das Lebensziel jeder (dicken) Frau sein, sich in einem kontinuierlichen Abnehmprozess zu befinden (→ Ich will nicht abnehmen).

Abnehmen ist nicht dein Lebensinhalt | Zitat | Body Positivity und Selbstliebe | Marshmallow Mädchen

3. „Das sieht aber ziemlich unvorteilhaft aus.“

Was zwischen den Zeilen steht: „Das lässt dich dick aussehen.“

Wenn du dick bist, sollst du dir doch wenigstens Mühe geben, das verbergen zu wollen. Die dicke Frau sollte anstreben, stets möglichst schlank und damit „vorteilhaft“ zu wirken; sich also an die Vorstellungen der Gesellschaft von Schönheit anpassen. Auch einige Körperzonen gehören in unserer Gesellschaft „kaschiert“, das heißt versteckt, wie zum Beispiel Bäuche, weiche Oberschenkel und Hintern mit Cellulite (→ Scheiß auf Orangenhaut!) oder sogenannte Winkearme.

Das Unwort „unvorteilhaft“ ist dabei ein versucht freundliches „Das macht man nicht“. Doch wer bestimmt das eigentlich? Warum müssen sich (dicke) Frauen „vorteilhaft“, also schlank wirkend, kleiden? Jede Frau darf die Kleidung tragen, die ihr gefällt und sie glücklich macht, in der sie sich wohlfühlt und die ihre Persönlichkeit ausdrückt (→ 5 Tipps, wie du zur Plus-Size-Fashionista wirst).

4. „Du weißt schon, wie viele Kalorien das hat?!“

Was zwischen den Zeilen steht: „Bist du nicht schon dick genug?“

Diese Art von Aussagen hat einen Namen: Food Shaming (→ 4 Wege, um Food-Shaming am Familientisch zu stoppen). Dabei wird nicht direkt ein Verbot ausgesprochen, aber es wird insinuiert, dass das gewählte Lebensmittel „schlecht“ oder „böse“ wäre, weil es eine hohe Energiedichte hat. Diese Einteilung von Essen in „gut“ und „schlecht“ weisen übrigens auf ein essgestörtes Verhalten hin, das zu einer Essstörung führen kann (→ Warum Abnehmen dich dein Leben kostet).

Auch dicke Menschen dürfen natürlich essen, genießen und schlemmen. Ein unbeschwerter Umgang mit Nahrung sowie Freude und Genuss beim Essen zu empfinden, sind oftmals Dinge, die mehrgewichtige Menschen erst (wieder) lernen müssen (→ Ist das alles für dich? – Von der Angst, in der Öffentlichkeit zu essen). Macht es uns also nicht noch schwerer. Frei nach dem Motto: Wenn dir jemand vorschreiben will, was du zu essen hast, dann iss ihn auch (→ 6 Exit-Strategien gegen nervigen Diät-Talk).

Du darfst essen, was du willst, wann du willst und so viel du willst | Zitat | Body Positivity und Selbstliebe | Marshmallow Mädchen

5. „Du machst Sport?“

Was zwischen den Zeilen steht: „Wie kann man Sport treiben und trotzdem noch so fett sein?“

Dieser ungläubige Blick in den Augen, wenn du als dicke Frau sagst, dass du Sport treibst… Eine Schippe drauflegen kannst du, indem du hinzufügst, dass du deinen Körper nicht bewegst, um abzunehmen (→ 10 Gründe, Sport zu treiben (die nicht abnehmen sind)). Damit sprengst du gesellschaftliche Normen. Womöglich explodiert der Kopf deines Gegenübers.

Denn die Devise lautet: Wenn du dick bist, musst du abnehmen wollen; nur deshalb machen Dicke Sport. Viele mehrgewichtige Menschen kennen Bewegung tatsächlich nur als Diätmaßnahme und Spießrutenlauf; deshalb meidet ein nicht geringer Anteil ihn auch (→ Wie ich als dicke Frau mein perfektes Fitnessstudio gefunden habe). Doch mit dem Erstarken körperbejahender Bewegungen wie der Body Positivity erobern dicke Menschen auch diese Räume zurück und bewegen ihre Körper aus Freude (→ Wie ich lernte, dass Sport mit Übergewicht Spaß macht).

Welche sportlichen Fähigkeiten du hast, ist eine Frage der Veranlagung und des Trainings, nicht der Zahl auf der Waage | Zitat | Body Positivity und Selbstliebe | Marshmallow Mädchen

6. „Iss doch einfach mal ein bisschen weniger.“

Was zwischen den Zeilen steht: „Es kann ja wohl nicht so schwer sein abzunehmen.“

„Iss weniger und beweg dich mehr“ – diesen „Ratschlag“ hat wohl jeder dicke Mensch schon bekommen, von medizinischem Fachpersonal, Freund_innen, der Familie oder sogar Fremden. Wenn das alles so simpel wäre, dann gäbe es vermutlich keine Dicken mehr auf der Welt.

Die neuere Forschung zeigt, dass bei einem hohen Gewicht weitaus mehr bzw. ganz andere Faktoren beteiligt sind als Kalorienaufnahme, Sport und ein bisschen Disziplin (→ Warum werden wir dick?). Mittlerweile haben gute 100 Jahre an Untersuchungen gezeigt, dass Diäten (dazu gehören auch die sogenannten „Ernährungsumstellungen“) langfristig nicht funktioniern. 98 Prozent scheitern. Gut zwei Drittel der Diätenden wiegen nach dem Abnehmversuch mehr als zuvor (→ Alle Diäten funktionieren! Was uns Diätstudien verraten).

Ein von Selbsthass und/oder dem Wunsch nach dem Allheilmittel Schlankheit geprägtes Denken führen neben einem erhöhten Krankheitsrisiko dazu, dass du dein eigenes Leben vergeudest, weil du alles auf eine Zeit verschiebst, in der du schlank bist. Darauf haben wir keine Lust mehr (→ Warte nicht auf schlanke Zeiten).

Wenn wir alle dasselbe essen und uns gleich viel bewegen würden, sähen unsere Körper immer noch unterschiedlich aus | Zitat | Body Positivity und Selbstliebe | Marshmallow Mädchen

7. „Echte Frauen haben Kurven.“

Was zwischen den Zeilen steht: „Ich nutze Body Shaming, damit du dich besser fühlst.“

„Echte Frauen“ sind so, wie sie sind und wie immer sie sein wollen. Eine solche Aussage versucht zwar, deiner Figur ein positives Attribut anzuhängen; aber das auf Kosten anderer, nämlich der schlanken Frauen.

Diese Argumentation hört man auch nicht selten von dicken Frauen – was nachvollziehbar ist. Nach einer langen Zeit der Diskriminierung und Unsichtbarkeit in der Gesellschaft kannst du versucht sein, dich zu „rächen“ und nicht-dicke Menschen abzuwerten. Nur: Das ist genau dasselbe Body Shaming, das dich hat verzweifeln lassen (→ 5 Gründe, warum wir mit Body Shaming aufhören müssen). Es verursacht nur Leid und hilft nicht dabei, das System zu verändern, das Frauen überhaupt erst auf ihre Körper reduziert (→ Du bist genug (und warum du das nicht glauben kannst)).

Andere Menschen definieren dich nicht | Zitat | Body Positivity und Selbstliebe | Marshmallow Mädchen

8. „Einige Männer stehen ja drauf.“

Was zwischen den Zeilen steht: „Irgendwo wird es schon einen Verzweifelten geben, der dich nimmt.“

Es gibt sogar eine Menge potentielle Partner_innen, „die darauf stehen“ oder denen es schlichtweg egal ist, welche Zahl auf der Waage steht. Das Problem beim Suchen und Finden der Liebe besteht bei mehrgewichtigen Menschen neben den Folgen einer Ein-einziges-Schönheitsideal-Gesellschaft oftmals in ihrer eigenen Unsicherheit und dem Glauben, sie seien es nicht wert, geliebt zu werden (→ Ich bin zu dick, um einen Partner zu finden). Solche Kommentare helfen dabei nicht weiter.

Es gibt so viele Schönheitsideale und Vorlieben wie Menschen | Zitat | Body Positivity und Selbstliebe | Marshmallow Mädchen

9. „Machst du dir keine Sorgen um deine Gesundheit?“

Was zwischen den Zeilen steht: „Alle Dicken werden krank.“

Die aktuelle Forschung ist sich einig: Ein hohes Gewicht hat wesentlich weniger Einfluss auf unsere Gesundheit als gedacht – ganz im Gegenteil zum Jo-Jo-Effekt (→ Risikofaktor Übergewicht? Macht Mehrgewicht krank?). Deshalb kannst du diese Frage korrekterweise verneinen – oder antworten: „Ja, aber aus anderen Gründen, zum Beispiel wegen der permanenten Diskriminierung und Abwertung mehrgewichtiger Menschen.“ Letztlich geht dein Gesundheitszustand auch niemanden etwas an (→ Warum Body Positivity nichts mit Gesundheit zu tun hat).

Das Problem mit Aussagen dieser Art ist gar nicht unbedingt die Fehlannahme, alle Dicken wären krank, oder die Übergriffigkeit, anhand des Aussehens den Gesundheitszustand eines Menschen erkennen zu können (→ Meine Gesundheit geht dich einen Scheißdreck an! (Mampfschrift)). Die Problematik liegt darin, dass – wie beim Schönheitsideal auch – beim Gesundheitsideal der Wert eines Menschen mit einem Faktor verknüpft wird, der damit nichts zu tun hat. Demnach sind (dicke) Kranke weniger wert und verdienen weniger Respekt als Gesunde – und das ist das eigentliche Problem (→ Glorifiziert Body Positivity Übergewicht?).

"Gesundheit" in der Diätkultur vs. Wahre Gesundheit | Zitat | Body Positivity und Selbstliebe | Marshmallow Mädchen

10. „Oh Gott, ich bin so fett!“

Was zwischen den Zeilen steht: „Du bist noch viel fetter! Ich will nie so aussehen wie du!“

Das Adjektiv „fett“ wird inflationär gebraucht, denn auch schlanke Frauen mit kleinen Speckröllchen schimpfen sich gerne so (→ Warum dick kein Schimpfwort ist). Dass nicht-Schönheitsideal-schlank gleich als fett bezeichnet wird, sagt einiges über die Bewertung von Schlankheit in unserer Gesellschaft aus.

Neben einer tatsächlich mehrgewichtigen Freundin ist es ratsam, sich als schlank gelesene Person mit „Oh Gott, ich bin so fett!“ zurückzuhalten. Denn damit drückt man – wenn auch unbeabsichtigt – aus, dass einem Schlankheit und Aussehen übermäßig wichtig sind. Die dicke Freundin muss sich zwangsläufig fragen: „Wenn die fett ist, was bin ich dann? Und vor allem: Was denkt sie deshalb über mich? Wie sehr wertet sie mich ab, wenn sie sich selbst schon so dafür geißelt?“ (→ So wirst du unabhängig von den Sprüchen der anderen)

"Fett" ist kein Gefühl | Zitat | Body Positivity und Selbstliebe | Marshmallow Mädchen

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Titelfoto: Body Liberation Photos

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