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Wie ich lernte, dass Sport mit Übergewicht Spaß macht

Seit frühester Kindheit wurde mir erzählt, dass ich mehr Sport machen müsse. Ich war ein pummeliges Kind. Das war offensichtlich eine Fehlkonstruktion. Sport sollte das beheben. Gleichzeitig wurde mir suggeriert, ich könne ja gar keinen Sport, weil ich dick war. Und ich glaubte beides – zwei widersprüchliche Aussagen. Was ich wollte, danach hat keiner gefragt. Erst viel später lernte ich, dass Sport mit Übergewicht auch Spaß machen kann – und darf.

Seit frühester Kindheit wurde mir erzählt, dass ich mehr Sport machen müsse. Ich war ein pummeliges Kind. Das war offensichtlich eine Fehlkonstruktion. Sport sollte das beheben. Gleichzeitig wurde mir suggeriert, ich könne ja gar keinen Sport, weil ich dick war. Und ich glaubte beides - zwei widersprüchliche Aussagen. Was ich wollte, danach hat keiner gefragt. Erst viel später lernte ich, dass Sport mit Übergewicht auch Spaß machen kann - und darf.

Schulsport war Folter

Als Kind habe ich viel mit Freundinnen draußen gespielt, aber dünn wurde ich davon nicht. Meine Eltern steckten mich in den Schwimmunterricht. Ausgerechnet Schwimmen! Im Badeanzug lernte ich schnell, dass mein Körper, so wie er war, nicht okay war (→ Selbstbewusst in Badeanzug und Bikini).

Im Schulsport schließlich wurde mir das auch mit Noten bescheinigt. Egal wie sehr ich mich anstrengte oder verbesserte, ich hatte keine Chance, eine gute Note zu bekommen. Denn Engagement und Leistungsbienchen gab es nicht auf den Listen, die genau sagten, wie viele Punkte es für welche Übungen gab.

Hinzu kam, dass ich ausgeschlossen und ausgelacht wurde. Niemand wollte mich im Team haben; das dicke Kind hat es eben immer schwer. Also begann ich, mir Ausreden auszudenken, um nicht am Schulsport teilnehmen zu müssen. Statt Teilnahmeurkunden zog ich ärztliche Atteste bei den Bundesjugendspielen vor. Wenn man ohnehin keine Chance auf ein Lob, ein wohlwollendes Wort hat, wozu sich der Schmach aussetzen?

Ich sollte natürlich weiterhin Sport machen, aber gleichzeitig wurde mir immer wieder schriftlich versichert, dass ich Sport nicht konnte. Niemand sah, wie viel Freude und Ausdauer ich hatte, wenn ich mit meiner Freundin in den Freistunden fantasievoll „Tanzen“ spielte. Und niemand sagte mir, dass das Bewegung war und dass Bewegung Sport war (→ 7 Ideen, wie du die Freude an Bewegung (wieder)entdeckst).

Meine erste positive Sport-Erfahrung

Ich hasste Sport und Sportunterricht; ich hatte richtiggehend Angst davor. Auch wenn ich heute an den Schulsport zurückdenke, erinnere ich mich nur an unschöne Erfahrungen, an peinliche Momente. Schulsport hat mich ein Stück weit traumatisiert.

Deshalb weiß ich heute auch nicht mehr genau, wie ich mich überhaupt dazu überwinden konnte, mich zum Ende meiner Schulzeit mit einer (ebenfalls dicken) Freundin bei einem kleinen Fitnessstudio anzumelden. Das Ziel war klar: abnehmen. Aber ich lernte dort etwas viel Wertvolleres.

Das Fitnessstudio verfügte nur über drei Räume: einen Empfang, eine Umkleidekabine und einen Kursraum. Es gab keine beängstigenden Sportskanonen an Langhanteln, sondern zumeist Hausfrauen, die etwas für ihre Fitness tun wollten. Und es gab tolle Trainerinnen dort. An eine erinnere ich mich heute noch besonders, denn sie hat einen großen Anteil daran, dass Sport begann, mir Spaß zu machen.

Plötzlich stand ich in einem Aerobic-Kurs. Laute Musik, schnelle Schritte, denen ich zuerst gar nicht folgen konnte. Aber die Trainerin nahm sich die Zeit, uns Neulingen die Schrittabfolgen langsam zu erklären. Mit ein wenig Übung konnte ich sie. Ich konnte Sport! Und Sport war wie Tanzen! Und Tanzen machte mir Spaß! Also machte Sport mir Spaß? Unfassbar.

Leider zeigte der Sport keine „Erfolge“. Ich wurde nicht automatisch schlank und schön und mein Leben wunderbar (→ Gefängnis der Schönheitsideale). Sport mit Übergewicht konnte also Spaß machen, aber lohnte er sich auch?

Als ich Sport mit Abnehmen verwechselte

Als ich von zu Hause auszog, wurde ich Mitglied in einem Frauen-Fitnessstudio. Das sah gut aus und klang gut. Leider wurde ich da wieder zur dicken Außenseiterin degradiert. Ich fand keinen Anschluss und keinen Spaß, also ging ich nicht mehr hin (→ Body-positiver Sport: Die Angst vor dem Fitnessstudio überwinden).

Während der ersten Zeit in meiner ersten eigenen Wohnung zu Beginn meines Studiums nahm ich zu. Rückblickend weiß ich, dass das geschah, weil ich unglücklich war. Damals dachte ich natürlich, ich sei disziplinlos und faul (→ Warum werden wir dick?). Und weil ich zunahm, wurde ich noch unglücklicher.

Weight Watchers sollte mich heilen, mich endlich dünn machen. Aber ich tat mich schwer damit, meine Punkte einzuhalten. Man konnte sich allerdings mehr Punkte ersporteln! So kam ich 2006 in das Sportstudio, in dem ich heute noch Mitglied bin. Auf der Jagd nach Punkten, die ich in Essen eintauschen konnte, legte ich so richtig los.

Ich baute meine Kondition und Kraft auf und machte stundenlang Sport: Aerobic, Krafttraining, Laufen, Pilates, Gymnastik und Yoga. Ich erinnere mich, dass ich zu meinen Hochzeiten Samstagvormittags vier Stunden Sport machte, bevor ich überhaupt in den Tag startete. Mir machte das Spaß, aber das Wichtigste war: Das Ganze wurde auf der Waage sichtbar. Ich wog mich also ständig; meine Gemütsverfassung hing von dieser Zahl ab (→ 3 Gründe, warum du deine Waage wegwerfen solltest).

Zusätzlich hungerte ich und frass ich. Ich sparte Punkte ein, um sie an einem anderen Tag zu verfressen; ich blieb ja in meinen erlaubten Punkten. Und ich wurde schlank. Man gab mir sogar eine Urkunde dafür.

Als ich jedoch mit dem Studium fertig war, mein Tagesablauf sich verschob und der Arbeitsmarkt nicht freundlich zu mir war, fraß ich mehr, als dass ich hungerte. Ich hatte weniger Zeit und weniger Lust auf Sport. Ich baute psychisch ab und physisch auf. Je dicker ich wurde, desto depressiver wurde ich auch. Und je depressiver ich wurde, desto mehr nahm ich zu.

Was blieb, war eine schlimme Depression und eine Essstörung, die ich mit meinen Abnehmversuchen mit Weight Watchers letztlich nur gefördert hatte (→ Wie ich lernte, dick und selbstbewusst zu sein).

Wie ich lernte, dass Sport mit Übergewicht auch Spaß machen kann

Was empfehlen Ärzte und Psychotherapeuten bei Depressionen? Natürlich Sport. In einer akuten depressiven Phase ist es jedoch ziemlich unmöglich, sich zum Sport aufzuraffen. Ich musste erst einmal wieder lernen, überhaupt zu funktionieren, überhaupt die Kraft für kleinste Anstrengungen zu finden. Wenn du so am Boden bist – und bei mir hielt dieser Zustand über Jahre an -, dann bekommst du ein Gefühl dafür, was dir selbst wirklich wichtig ist.

Schlanksein, ganz im Ernst, das ist kein Lebensziel, das man sich setzen sollte (→ Ich will nicht abnehmen). Wenn du zwischen Tod und Leben stehst, wünschst du dir nicht, du seist schlanker. Aber ich wünschte mir, ich könnte meinen Körper wieder spüren. Ich vermisste das Gefühl, dass ich nach dem Sport gehabt hatte – dieses ausgepowerte und gleichzeitig energetisierte Wohlgefühl.

In meiner Depression fand ich ein Zuhause im Yoga; nicht nur in der sportlichen Betätigung (Asanas), sondern auch in der Lehre, die hinter dem Yoga steht. Yoga (zumindest die moderne westliche Variante) ist der Inbegriff der Body Positivity (→ Was ist Body Positivity?), eine bedürfnisorientierte und freundliche Form der Bewegung, die ihren „Erfolg“ nicht in körperlicher Leistung, sondern Hingabe misst (→ Curvy Yoga – dein Weg zu Body Positivity).

Hingabe. Hingeben kann man sich nur Dingen, die einem ein gutes Gefühl geben, die Spaß machen. Vom Yoga fand ich also wieder zur tänzerischen Bewegung, zum Dance Aerobic, Zumba, Bauchtanz, Ecstatic Dance, Paartanz. Das macht mir Freunde, aber genau deshalb dachte ich immer, es sei kein Sport. Denn Sport war ja etwas Quälerisches, Peinliches, was man nur machte, um gute Noten und Erfolge auf der Waage zu sehen.

Wie du Spaß am Sport mit Übergewicht gewinnen kannst

Es gibt unzählige und teilweise widersprüchliche Vorgaben, wann, wie und wo man Sport machen sollte. Welche Bewegungsformen für verschiedene Stufen des Übergewichts geeignet sind. Wie viel Ausdauer und wie viel Krafttraining man im aeroben und anaeroben Bereich machen sollte.

Ich habe auf dem langen Weg gelernt, dass Sport mit Übergewicht Spaß macht, wenn man diese Vorgaben über Bord wirft. Wenn Sport immer nur mit negativen Gefühlen verknüpft war, dann ist die einzige Vorgabe, eine Form der Bewegung zu finden, die dir Spaß macht und die du nicht nur ausübst, um abzunehmen (→ Hör endlich auf, Sport auf der Waage zu beurteilen).

Deine Gradmesser sind dein Körper und deine Psyche (→ Body-positiv mit Sport anfangen: Wie du mit Übergewicht den Einstieg schaffst). Wenn du sie lässt, wenn du dich dem Abnehmzwang entziehst, dann sagen sie dir sehr genau, was sie brauchen, was sie können und wo ihre Grenzen liegen. Sobald du die Hingabe spürst, hast du deinen persönlichen Antrieb, um dich körperlich zu betätigen.

Titelfoto: Selenophile Art

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