Wenn deine Eltern und Familienmitglieder Body Shamer:innen sind, also deinen Körper herabwürdigend bewerten, dann ist das verletzend. Von unserer Familie erwarten wir Unterstützung; ihre Ablehnung ist besonders schmerzhaft. Aufgrund unseres komplexen Verhältnisses zu ihr ist es oft schwierig, mit kränkenden Kommentaren umzugehen. Marshmallow Mädchen stellt dir fünf Strategien gegen Body Shaming durch Eltern und Familie vor.
Es kommt nicht selten vor, aber kaum jemand spricht darüber: Body Shaming durch die eigenen Eltern (→ Body Shaming durch Eltern). Die Besuche bei ihnen werden zu einem Spießrutenlauf. Kommentare über deinen Körper oder dein Essverhalten dominieren die Tischgespräche beim Familienbesuch.
Die verflochtene Beziehung, die du zu deinen Eltern und deiner Familie hast, erschwert es dir zusätzlich, konsequent auf ihr Body Shaming zu reagieren. Es ist also ratsam, dir vor dem Kontakt schon zu überlegen – und gegebenenfalls auch zu üben -, wie du reagieren möchtest. Marshmallow Mädchen stellt dir fünf konkrete Strategien vor, um mit Body-Shaming-Aussagen deiner Eltern und naher Verwandter umzugehen.
1. Ignorieren – Body Shaming durch Eltern nicht annehmen
Eine Möglichkeit, um auf Body Shaming durch deine Familie zu reagieren, ist, das Gesagte gar nicht erst anzunehmen. Diese Technik funktioniert besonders gut bei Verwandten, die gerne mal spitze Bemerkungen ablassen oder in inhaltlichen Diskussionen zur Eskalation neigen.
Wenn deine Mutter also etwas sagt wie „Das Kleid kannst du mit deiner Figur aber nicht tragen“ oder „Weißt du, wie viele Kalorien das hat?“ (→ 4 Wege, um Food-Shaming am Familientisch zu stoppen), kannst du innerlich die Augen verdrehen, aber ansonsten nicht auf das Body und Food Shaming reagieren.
Noch deutlicher machst du deine Haltung, wenn du dich nach einer solchen Bemerkung wortlos umdrehst und gehst oder dich kommentarlos einer anderen Gesprächspartner_in zuwendest. Vielleicht reicht dies schon, um deinen body-shamenden Eltern ihre Grenzen aufzuzeigen.
2. Antworten – Body Shaming durch Eltern direkt ansprechen
Body-Shaming-Aussagen von Eltern zu ignorieren kann allerdings unter Umständen dazu führen, dass sie meinen, sie müssten dir gegenüber noch deutlicher werden. Auf diese Weise wird das Body-Shaming-Problem letztlich verstärkt.
In einem solchen Fall tust du gut daran, direkt auf das Body Shaming zu reagieren, ohne feindlich zu wirken (→ Fat Shaming: Wie man mit Beleidigungen umgeht). Das schaffst du am besten, indem du nachvollziehst, warum deine Eltern es überhaupt wichtig finden, deinen Körper zu kommentieren. Meistens spielt Besorgnis eine Rolle – wenn auch auf die ungeschickteste Art und Weise ausgedrückt -, denn deine Eltern sind mit denselben Vorurteilen über mehrgewichtige Menschen aufgewachsen wie du (wahrscheinlich noch mit schlimmeren).
Wenn deine Eltern also einen abfälligen Kommentar über deinen Körper in einem bestimmten Kleidungsstück machen, kannst du etwas antworten wie: „Ich verstehe, dass du dir Sorgen um mich machst. Aber ich arbeite hart daran, meinem Körper gegenüber positiver eingestellt zu sein und glücklicher zu leben. Deshalb bin ich dankbar, wenn du so etwas in Zukunft nicht mehr sagst.“ (→ 6 Exit-Strategien gegen nervigen Diät-Talk)
3. Aufklären – Body Shaming durch Eltern aufzeigen
Da Eltern mit ihrem Body Shaming oft nur die – gesellschaftlich verfälschte – Sorge um die Kinder zum Ausdruck bringen wollen, kann es notwendig sein, dass du sie in einem Gespräch aufklärst: über ihre Fehlannahmen und darüber, welche Wunden ihre Aussagen reißen.
Erkläre deinen Eltern, dass Mehrgewicht und Körperbild aufgrund des heutigen Stands der Wissenschaft viel differenzierter betrachtet werden müssen und Body Shaming Schaden anrichtet (→ Warum werden wir dick?). Es gibt nicht nur einen Grund dafür, wie dein Körper aussieht und eine Diät wird dich nicht „heilen“ (→ Warum Abnehmen dich dein Leben kostet). Obwohl die Gesellschaft dicke Menschen mit negativen Attributen assoziiert, tust du das nicht und wünschst dir, dass auch deine Eltern nicht so oberflächlich auf dich blicken (→ Warum dick kein Schimpfwort ist).
Vielen Eltern ist nicht bewusst, welchen Effekt ihre Aussagen auf ihre Kinder haben. Schließlich sind Eltern oft ganz besondere Menschen im Leben ihrer Kinder. Wir erwarten gerade in der Familie Unterstützung und bedingungslose Liebe. Erkläre ihnen also, wie sehr dich bestimmte Äußerungen verletzen: „Du weißt es sicherlich nicht, aber wenn du das sagst, verletzt mich das sehr. Ich habe dann das Gefühl, dass du mich nicht liebst.“
4. Spiegeln – Body Shaming durch Eltern relativieren
Body Shaming durch Eltern ist gerade deshalb so schmerzhaft, weil wir von unseren Eltern erwarten, dass sie uns lieben, egal was ist. Wenn sie unseren Körper oder unser Essverhalten kritisieren, ist die eigentliche Verletzung der Zweifel, ob sie uns überhaupt lieben und respektieren.
Nicht alle Eltern sind offen für ein rationales Gespräch, weil sie auf Kritik empfindlich reagieren oder – wie viele Menschen in unserer Gesellschaft – einfach nicht in der Lage sind, sich von indoktrinierten Schönheitsidealen und Vorurteilen zu lösen (→ Warum wir das Schönheitsideal überwinden müssen). Behalte im Hinterkopf, wie lange du gebraucht hast, um hinter diese Fassade zu schauen und dich so anzunehmen, wie du bist (→ Ich will nicht abnehmen).
In solchen Situationen empfehle ich eine Strategie, die die „emotionale Einschnürung“, also die Angst vor dem Verlust der Liebe, spiegelt. Wenn deine Eltern sagen: „Du solltest abnehmen“, dann antwortest du: „Und wenn ich nicht abnehme, liebt ihr mich dann nicht mehr?“ Wenn sie sagen: „Iss nicht so viel“, dann sagst du: „Und wenn ich so viel esse, liebt ihr mich dann nicht mehr?“
Auf diese Weise kannst du sehr deutlich zeigen, was dich an ihren Aussagen eigentlich stört – nämlich nicht ihre Besorgnis, sondern ihr (vermeintlicher) Liebesentzug, ihre Abwertung. Du spiegelst also das schlechte Gefühl, das dir deine Eltern vermitteln, und kannst hoffen, dass sie es verstehen, wenn sie selbst davon betroffen sind.
5. Gehen – Kontaktabbruch wegen Body Shaming durch Eltern
Unsere Eltern sollten uns bedingungslos lieben. Das ist in der Realität aber nicht immer so; ob sie nun unbelehrbar sind oder eigene psychische Probleme haben, die es ihnen unmöglich machen, auf deine Bedürfnisse einzugehen.
Wenn du es nicht schaffst, deine Familie zu erreichen, und wenn die Auseinandersetzung mit ihr nur noch Schmerz verursacht, dann ist es erlaubt, dir Gedanken darüber zu machen, ob du den Kontakt zu ihr einschränken oder abbrechen möchtest. Die Eltern oder andere Familienmitglieder aus dem eigenen Leben zu entfernen ist (leider) ein Tabuthema. Aber es gehört zu deiner Selbstfürsorge, dich Menschen zu entziehen, die dich miss-handeln und deine Gesundheit gefährden (→ Sei lieb zu dir!).
In solchen Fällen liegt ohnehin meist mehr im Argen als „nur“ Body Shaming. Es ist deine Freiheit als erwachsener Mensch zu entscheiden, toxische Beziehungen zu beenden. Du kannst weniger Kontakt zu deinen Eltern haben, den Kontakt für eine Weile oder auf unbestimmte Zeit abbrechen, aber auch für immer.
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Titelfoto: Cristian Newman
Beitragsbild 1: Marshmallow Mädchen
Beitragsbild 2: Claudia Wolff