Mehrgewicht geht oft mit dem Glauben einher, man sei weniger wert als ein schlanker Mensch. Schlankheit wird assoziiert mit Schönheit, Erfolg und anderen positiven Eigenschaften. Menschen, die nicht in dieses Schema passen, werden – bewusst oder unbewusst – abgewertet und zweifeln infolgedessen nicht selten ihren eigenen Wert an. Wenn du auch denkst, du seist wertlos, weil du dick bist, verrät dir Marshmallow Mädchen drei Tipps, um dein Selbstwertgefühl zu stärken.
Wie viel Wert wir in uns selbst sehen, hängt von vielen Faktoren ab. Dein geringer Selbstwert wird nicht durch deine Einstellung zu deinem Gewicht und Aussehen allein bestimmt. Doch haben die „negativen“ Eigenschaften, die mit dem Dicksein assoziiert werden – ungepflegt, faul, disziplinlos, unsportlich, unattraktiv, erfolglos usw. – oftmals einen großen Einfluss darauf, wie ein Mensch sich selbst wahrnimmt (→ Wie ich lernte, dick und selbstbewusst zu sein).
Ich möchte dir gleich zu Anfang sagen: Mit dir ist alles in Ordnung. Du bist ein wertvoller Mensch – vollkommen unabhängig davon, ob du dick oder dünn bist, gesund oder krank, jung oder alt (→ Du bist genug). Das bedeutet allerdings nicht, dass du das gerade auch fühlst; für dein Gefühl gibt es Ursachen und denen gehen wir gemeinsam auf den Grund, um dein Selbstwertgefühl aufzubauen.
Was ist Selbstwert?
Der Selbstwert beschreibt, wie du dich selbst bewertest, für wie wertvoll du dich als Mensch innerhalb unserer Menschen-Gemeinschaft hältst und wie viel Wert du dir selbst zugestehst. Das Selbstwertgefühl ist somit ein sehr individuelles Gefühl, das aber natürlich auch durch die (gefühlten) Bewertungen von außen beeinflusst wird.
Dein Selbstwertgefühl hat unmittelbaren Einfluss auf dein Selbstvertrauen und dein Selbstbewusstsein, also das Wissen um dein wirksames Selbst und das Vertrauen in deine Fähigkeiten (→ 3 einfache Übungen, um dein Selbstbewusstsein zu stärken). Mit dem Selbstwert beginnt quasi alles. Auf ihn bauen wir das Vertrauen in uns selbst auf, das dann wiederum dazu beiträgt, dass wir selbstbewusst agieren können.
Warum haben dicke Menschen oft ein geringes Selbstwertgefühl?
Dicke Menschen haben häufig ein geringeres Selbstwertgefühl, da Mehrgewicht in vielen Bereichen (wenn nicht allen) mit sozialer Abwertung einhergeht. Durch die Diätkultur – ein System, das Schlankheit als moralisch überlegen ansieht – wurde ein Bild von Mehrgewicht gezeichnet, das sich tief in den inneren Überzeugungen der Gesellschaft und in den einzelnen Individuen verankert hat. Diese Vorurteile führen dazu, dass dicke Menschen oft durch andere aufgrund ihres Gewichts abgewertet werden, aber sich auch selbst abwerten bzw. regelrecht niedermachen.
Doch um ein stabiles Selbstwertgefühl zu entwickeln, musst du nicht abnehmen. Im Gegenteil: Wenn dein Selbstwertgefühl brüchig ist, wird es das auch noch sein, nachdem du deinen Körper verändert hast. Gewicht und Selbstwert sind zwei vollkommen unterschiedliche Bereiche, die wir zwar oft miteinander vermischen, die jedoch ursprünglich gar nichts miteinander zu tun haben. Den Schlüssel zum Selbstwert findest du nicht in deinem Körper, sondern in deiner Seele und Psyche (→ Selbstbewusst trotz Übergewicht? Das geht!).
Tipp 1: Selbstwertgefühl stärken durch Dankbarkeit
Menschen mit geringem Selbstwertgefühl konzentrieren sich viel auf die Dinge, die sie nicht schaffen, die nicht gut laufen, die nicht perfekt sind. Wenn du so handelst, bestätigst du dir selbst immer wieder, dass du nichts wert bist, weil du dies und das nicht hinkriegst. Du befindest dich in einem Teufelskreis. Vermutlich kommen dir negative Glaubenssätze wie „Ich kann nichts“, „Alle anderen schaffen das, nur ich nicht“ oder „Niemand liebt mich, weil ich dick bin“ bekannt vor.
Indem du ein Gefühl der Dankbarkeit entwickelst, kannst du diesen Teufelskreis durchbrechen (→ Body-positiv leben: Negative Glaubenssätze erkennen und auflösen). Versuche, dich immer öfter darauf zu konzentrieren, wofür du dankbar bist. Was ist gut gelaufen? Was hast du heute alles erledigen können? Denk dabei nicht nur an große Dinge, sondern auch an die kleinen Aufgaben, die du Tag für Tag meisterst. Ist ein Mensch, der das alles schafft, nicht eine Menge wert?
Tipp 2: Selbstwertgefühl stärken durch Abgrenzung
Für dein Selbstwertgefühl spielt auch dein Umfeld eine große Rolle. Denn Bewertungen von außen – ob sie zutreffen oder nicht – können einen enormen Einfluss darauf haben, wie du dich fühlst. In einer feindlichen Umwelt – und das ist sie für dicke Menschen oft – ist es schwierig, einen stabilen Selbstwert aufzubauen (→ Was Body Shaming bedeutet und was du dagegen tun kannst).
Deshalb werde dir bewusst, von welchen Seiten du abgewertet wirst. Fühlst du dich schlecht, wenn du Frauenzeitschriften liest oder Castingshows im Fernsehen siehst (→ Warum du dicke Heldinnen brauchst)? Gibt es Menschen in deinem Umkreis, die dich ständig auf dein Gewicht und deine Essgewohnheiten ansprechen und abwertende Kommentare machen (→ Body Shaming durch Eltern)?
Du hast drei Möglichkeiten, mit solchen Selbstwertschädlingen umzugehen:
- Du ignorierst sie. Das klappt gut mit Medien, die dich runterziehen. Mit Menschen wird dir das mit einem geringen Selbstwertgefühl allerdings schwerfallen. Je stärker dein Selbstwert, desto unabhängiger kannst du dich von äußeren Bewertungen machen.
- Du kämpfst gegen sie. Wenn es Menschen gibt, die dich abwerten, dann kann es hilfreich sein, sie darauf anzusprechen und deine Gefühle mitzuteilen (→ So kannst du dich gegen Body Shaming wehren).
- Du eliminierst Selbstwertschädlinge. Brich den Kontakt zu Menschen ab, die dich abwerten und bau dir ein Umfeld auf, in dem du dich wertgeschätzt fühlst.
All diese Optionen oder Kombinationen daraus sind Wege, dein Selbstwertgefühl Stück für Stück zu stärken. Du musst es nicht ertragen, wenn jemand dir das Gefühl gibt, du seist weniger wert (→ Fat Shaming: Wie man mit Beleidigungen umgeht).
Tipp 3: Selbstwertgefühl stärken durch Akzeptanz
Bei mehrgewichtigen Menschen ist ein geringes Selbstwertgefühl oft direkt auf die eigenen negativen Bewertung ihres Körpers zurückzuführen. Selbststigmatisierung nennt man es, wenn du als dicker Mensch selbst Vorurteile über dicke Menschen übernimmst und sie auf dich anwendest.
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Wenn du lernst, deinen Körper so zu akzeptieren, wie er ist, wird dein Selbstwertgefühl schon alleine deshalb gestärkt, weil du dich wegen deines Gewichts nicht mehr ständig selbst niedermachst. Versuche also erst einmal den Ist-Zustand zu akzeptieren: „Heute bin ich so und das ist okay.“ (→ Body Positivity lernen: Body-positiv in 3 Schritten)
Davor brauchst du keine Angst haben, denn es bedeutet nicht, dass du dich nicht änderns darfst. Doch du wirst eine Menge Energie sparen, die du sonst dafür verschwendest, abwertende und niederträchtige Dinge zu dir zu sagen und dir deinen eigenen Wert zu rauben. Eine Faustregel lautet dabei: Würdest du das, was du gerade zu dir selbst sagst, zu deiner besten Freundin sagen? (→ Sei lieb zu dir!)
Wie kannst du konkret lernen, deinen Körper zu akzeptieren?
Body Positivity und Body Neutrality sind Wege, mit denen du Körperakzeptanz und sogar einen positiven Blick auf deinen Körper erreichen kannst. Wenn du ein sehr schlechtes Verhältnis zu deinem Körper hast und glaubst, ihn niemals mögen zu können, dann ist Body Neutrality, mit der du ein neutrales Verhältnis zu deinem Körper aufbauen kannst, vielleicht erst einmal der richtige Ansatzpunkt, um dein Selbstwertgefühl zu steigern (→ Wenn du deinen Körper nicht lieben kannst).
Marshmallow Mädchen bietet eine Menge Informationen und Hilfestellungen, wenn du endlich selbstbewusst durchs Leben tanzen willst. Benötigst du Unterstützung beim Aufbau von Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein? Dann schnapp dir als Erste-Hilfe-Maßnahme den kostenlosen → Selbstbewusstseinsbooster. Der sechstägige E-Mail-Workshop begleitet dich ganz konkret dabei, eine andere Perspektive auf dich und deinen Körper kennenzulernen und mit kleinen Schritten dein Selbstbewusstsein zu stärken.
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Titelfoto: Gratisography
Beitragsbild 1: Body Liberation Photos
Beitragsbild 2: Abigail Clarke