Gastbeitrag von Dot Jankuhn, Larger Living
Kennst du das? Du sitzt am Tisch mit Freund_innen, Bekannten, Kolleg_innen oder Verwandten und plötzlich geht er los: der Diät-Talk, diese beschämenden Unterhaltungen über dein Essverhalten oder die neuesten Abnehmwunder der anderen. In diesem Artikel verrate ich dir sechs Exit-Strategien gegen Diät-Talk, mit denen du dich souverän aus nervigem Diät-Gelaber herausziehst und dir dadurch ein Stück Ruhe zurückeroberst.
Wir alle kennen Diät-Talk! Da ist die nervige Tante, die dir in die Seite kneift und dich mit „Hallo, mein Dickerchen“ begrüßt (→ Fat Shaming: Wie man mit Beleidigungen umgeht). Oder dein Großvater, der dich fragt, ob das eine so gute Idee sei, dir eine zweite Portion des leckeren Essens zu nehmen (→ 4 Wege, um Food-Shaming am Familientisch zu stoppen). Von der nervigen Kollegin, die schon wieder die neueste Diät ausprobiert, mal ganz zu schweigen.
Du musst Diät-Talk nicht ertragen
Völlig egal, wer es ist oder wie schlimm der Diät-Talk ist: Du musst nichts davon ertragen! Du hast das Recht, freundlich, aber entschieden „Stop! Bis hierhin und nicht weiter“ zu sagen und eine Grenze zu ziehen (→ Was Body Shaming bedeutet und was du dagegen tun kannst).
Oftmals handeln die Leute in deinem Umfeld nicht bewusst böswillig (→ Body Shaming durch Eltern). Sie sind noch sehr in ihrer eigenen Diät-Mentalität gefangen. Sie haben den Wunsch, „gesünder“ zu sein und dadurch weniger Schmerz und Leid zu erfahren, mehr Anerkennung und Wertschätzung zu erhalten usw. Sie erhoffen sich, dass ihr Leben besser wird. Aber wir wissen, dass das nicht der Fall ist (→ Wie Diäten dich dick und krank machen).
Wie du die Exit-Strategien gegen Diät-Talk anwendest
Was kannst du also konkret zur Abgrenzung tun? Ich möchte dir sechs Exit-Strategien an die Hand geben, mit denen du dich aus nervigen Diät-Talk-Situationen befreien kannst und dabei souverän bleibst. Am besten übst du diese Strategien erst einmal alleine zuhause (→ Wie du aufhörst, dich ständig beobachtet zu fühlen). Du kannst das vor dem Spiegel oder mit deinem Haustier machen, um etwas warm zu werden, oder mit einer befreundeten Person bzw. deine_r Partner_in. Das Ziel dabei ist, bestimmt zu bleiben.
Bedenke bei der Umsetzung der Strategien bitte auch, dass es höchstwahrscheinlich eine Weile dauert, bis dein Umfeld sich an deine neuen Grenzen gewöhnt hat. Insbesondere, wenn du bisher noch nie aktiv Grenzen gesetzt hast. Bevor du also eine Strategie abtust, weil sie nicht sofort funktioniert, gib ihr noch eine Chance und übe dich bitte etwas in Geduld (→ Sei lieb zu dir!).
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Manche Menschen müssen eine Grenze leider erst mehrmals hören, bis sie sich diese merken. Wenn eine Person die Grenze kennt, sie ständig übertritt und sich nicht dafür entschuldigt, weißt du auch, woran du bist.
Sechs Exit-Strategien gegen Diät-Talk
Genug der Vorbereitung, her mit den Strategien:
1. Themenwechsel – mit oder ohne vorherige Ankündigung
Beispiel: „Können wir bitte über etwas anderes reden? Was ist denn mit Thema XYZ?“
Oder: Tue so, als hättest du nichts gehört und wechsle abrupt das Thema, ohne es vorher anzukündigen.
2. Signalisiere Desinteresse – höflich oder bestimmt
Beispiel für höfliches Desinteresse: „Entschuldige, aber Diäten interessieren mich wirklich nicht. Was ist denn mit XYZ, von dem du mir neulich erzählt hast?“
Beispiel für bestimmtes Desinteresse: „Laaaangweilig! Was ist denn mit XYZ?„
3. Zeige Mitgefühl – ehrlich oder sarkastisch/ironisch
Beispiel für ehrliches Mitgefühl: „Oh, das muss schwer sein, ständig auf deine Figur und deine Gesundheit zu achten“ + Strategie 1, 2, 4, 5 im Anschluss
Beispiel für sarkastisches Mitgefühl: „Oh, du tust mir ja soo leid. Es muss ja soo schwer sein, ständig alles abzuzählen, abzuwiegen, zu tracken und nur für den Cheat Day zu leben. Gut, dass…“ + Strategie 2, 4, 5
4. Kill them with kindness = “töte” sie mit Güte
Wertschätze die Diät-Talkenden mit Komplimenten, die nichts mit dem Aussehen zu tun haben. Beispiel:
„Ich weiß, du leidest gerade sehr unter deiner Diät und möchtest Anerkennung dafür. Aber ich schätze ganz andere Dinge an dir. Du bist eine wundervolle Kollegin, die sehr hilfsbereit ist und tolle Arbeit leistet.“
Oder gehe gar nicht auf das Gesagte ein und verteile direkt Komplimente. Beispiel:
„Du bist eine kreative, humorvolle und hilfsbereite Person. Ich schätze dich sehr dafür.“
5. Gib Verletzlichkeit zu
Vorsicht: Wende diese Strategie nicht bei toxischen Personen an und kommuniziere deine Grenzen und die Konsequenzen hier besonders deutlich!
Beispiel: „Bitte rede in meiner Anwesenheit nicht von Diäten oder Abnehmen. Das ist schlecht für meine Gesundheit. Ich hatte mal eine Essstörung und bin da gefährdet. Wenn du dennoch weiter über Diäten und Abnehmen redest, werde ich den Raum verlassen.“
6. Harter Exit
Verlasse entweder das Gespräch oder den Raum.
So setzt du deine Grenzen effektiv um
Zu einer neuen Grenze gehört neben der Grenze selbst eine Vorwarnung, eine Verwarnung und eine Konsequenz.
Vorwarnung
Die Vorwarnung dient dem Zweck, auf deine neue Grenze hinzuweisen: „Vorsicht! Gleich näherst du dich meiner Grenze. Noch kannst du umkehren.“ Eventuell informierst du die Person auch über die Konsequenzen: „Gehst du über die Grenze, passiert XYZ.“ Beispiel:
„Bitte rede in meiner Anwesenheit nicht über Abnehmen und Diäten. Das tut mir nicht gut. Du kannst gerne darüber reden, wenn ich nicht da bin. Wenn du weiterredest, werde ich den Raum verlassen.“
Verwarnung
Die Verwarnung dient den Zwecken, die Grenze klipp und klar zu kommunizieren und Mitgefühl zu signalisieren, während du gleichzeitig souverän bleibst und entschieden auf die Konsequenzen hinweist. Beispiel:
„Ich habe dich gebeten, nicht mehr über Diäten und Abnehmen zu reden. Das war vor fünf Minuten. Jetzt hast du wieder damit angefangen. Ich habe dir auch gesagt, dass ich den Raum verlassen werde, wenn du wieder damit anfängst. Das ist deine Verwarnung. Wenn du dennoch weitermachst, werde ich gehen, ohne mich zu verabschieden.“
Konsequenz
Die Konsequenz dient, wie der Name schon sagt, dazu, deine Grenze konsequent, also nachhaltig durchzusetzen. Sie sollte nach Möglichkeit so gewählt werden, dass du dabei keinen Schaden nimmst, die andere Person aber deutlich merkt, dass sie sich gerade übergriffig verhalten hat. Hier ist noch ein Expertinnen-Tipp von mir: Ich empfehle dir, besonders bei neuen Grenzen die jeweilige Konsequenz nochmal zu erwähnen, wenn du sie durchsetzt. Beispiel:
„Du hast meine Grenze, nicht mehr in meiner Anwesenheit über Diäten zu reden, jetzt mehrmals überschritten. Ich habe dir gesagt, dass ich den Raum verlassen werde, wenn du das nochmal tust. Darum stehe ich jetzt auf und verlasse den Raum.“
Auf diese Weise kann sich die Person, die deine Grenzen überschritten hat, nicht mehr damit herausreden, dass sie nicht gewusst habe, wo deine Grenze ist. Du kommunizierst damit klar und deutlich – nicht nur für dich oder die übergriffige Person, sondern auch für alle um dich herum -, was okay ist und was nicht.
Belohne dich für jede neue Grenze
Natürlich erfordert das Mut und Übung (→ Wenn du deinen Körper nicht lieben kannst). Sei bitte geduldig mit dir beim Grenzenziehen und probiere erst einmal kleine Grenzen aus, bevor du dich an größere wagst. Vergiss auch nicht, dich für jede neue Grenze zu loben und zu belohnen. Du packst das!
Mit fetten Grüßen
Deine Dot
Hallo, ich bin Dot (kurz für Dorothée). Ich bin zertifizierte Beraterin für intuitives Essen, Health at every SizeⓇ und transformationeller Life Coach. Ich arbeite mit Fachwissen und Leidenschaft daran, dir zu helfen, dein altes Diät-Mindset endlich abzulegen und selbstbewusst mehr Raum in deinem Leben einzunehmen. Mein Ziel ist es, dass du nicht mehr auf schlanke Zeiten wartest, sondern hier und jetzt dein bestes fettes Leben lebst! Die sechs Exit-Strategien stammen aus meinem Online-Kurs Diät-Talk-Bremse.
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Titelfoto: Kelsey Chance