Der Begriff Body Shaming geistert seit einiger Zeit durch Internet und Medien. Doch was ist Body Shaming eigentlich genau? Woher kommt Body Shaming und welche Folgen hat es? Und vor allem: Was kann man gegen Body Shaming tun?
Was ist Body Shaming?
Body Shaming bedeutet, jemanden aufgrund seiner körperlichen Erscheinung zu beleidigen oder zu diskriminieren. Das kann jeden Körper treffen, aber vor allem weibliche Körper werden bewertend und herablassend kommentiert. Es ist ein Irrglaube, dass Body Shaming nur dicke Körper betrifft (Fat Shaming), auch dünne (Skinny Shaming), alte oder behinderte Körper werden Opfer von Body Shaming.
Body Shaming funktioniert, weil Adjektive, die eigentlich unsere Körper beschreiben, zu Beschreibungen von Charaktereigenschaften umgedeutet wurden. So ist beispielsweise das Wort „dick“ nicht mehr bloß eine Zustandsbeschreibung des Körpers, sondern wird assoziiert mit Begriffen wie faul, ungepflegt, krank, undiszipliniert oder hässlich (→ Warum dick kein Schimpfwort ist).
Welche Formen von Body Shaming gibt es?
1. Inneres Body Shaming
Obwohl wir bei Body Shaming zuerst an Beleidigungen durch andere denken, so ist die häufigste Form von Body Shaming doch die (permanente) Kritik am eigenen Körper. Der Körper wird negativ bewertet oder mit anderen Körpern verglichen, etwa mit Gedanken wie:
„Ich bin so hässlich.“
„Meine Ohren sind so abnormal groß.“
„Sie ist viel schlanker und hübscher als ich.“
Dies sind oftmals Glaubenssätze, die tief in unserem Innern verankert sind (→ Glaubenssätze auflösen).
2. Öffentliches Body Shaming
Die Form von Body Shaming, die jedoch am ehesten wahrgenommen wird, ist die öffentliche Herabsetzung von Körpern. Vor allem im Internet werden sie oftmals hemmungslos kommentiert:
„Mit dem Bauch würde ich niemals einen Bikini anziehen.“
„So fett zu sein ist doch ungesund.“ (Health Trolling oder Concern Trolling)
„Zieh dir mal einen Push-up-BH an.“ (→ Fette Frauen, vereinigt euch!)
3. Lästern
Body Shaming kann aber auch hinter vorgehaltener Hand vonstattengehen. Wir nennen dieses Verhalten gemeinhin „Lästern“. Hinter dem Rücken einer_s anderen wird über ihren_seinen Körper geurteilt:
„Guck dir mal an, wie fett die geworden ist.“
„Wenigstens bin ich nicht so ein Klappergestell wie die.“
„Wie kann so eine hässliche Frau so einen geilen Typen abbekommen?!“ (→ Wo sind all die Dicken hin? | Übergewicht im öffentlichen Raum)
Woher kommt Body Shaming?
Um zu verstehen, wie dieses internalisierte Body Shaming entstehen konnte, müssen wir einen Blick auf die Gesellschaft werfen, in der wir leben. Wie oft am Tag wird dir beispielsweise suggeriert, dass du dein körperliches Erscheinungsbild „verbessern“ solltest? Auf dem Titelblatt jeder Frauenzeitschrift findet sich eine Diät – „10 Kilo in 10 Tagen“ – oder ein Schönheitstrend – „10 Wege, Cellulite zu bekämpfen“.
Der Großteil der Körper, die uns in Medien und Werbung präsentiert werden, ist retuschiert und spiegelt ein Schönheitsideal – schlank, jung, makellos, weiß – wider, das längst nicht mehr erreichbar ist (→ Warum wir das Schönheitsideal überwinden müssen). Doch dieser kontinuierliche Fluss von suggestiven Botschaften – das Body Shaming durch die Medien sozusagen – hat Auswirkungen auf uns. Er beeinflusst, wie wir denken und handeln: Je öfter wir etwas sehen, als desto normaler und begehrenswerter empfinden wir es (Mere-Exposure-Effekt).
Wie entsteht Body Shaming?
Die Indoktrination durch vermeintliche Ideale versetzt uns in einen Zustand ständiger Unzulänglichkeit. Wir müssen immer besser, schlanker, hübscher, perfekter werden – und sind doch nie genug. Weil wir faktisch also ununterbrochen scheitern, sinkt unser Selbstwertgefühl. Das wiederum macht uns anfälliger für Manipulation durch andere und uns selbst.
Ein angeschlagener Selbstwert zwingt uns in den sinnlosen Vergleich mit anderen – den wir wegen unseres geringen Selbstwertgefühls auch noch ständig verlieren. Weil es uns an Selbstbewusstsein mangelt und wir uns hilflos fühlen, beginnen wir oftmals, unseren Unmut nach außen zu tragen. Statt uns also mit uns selbst zu befassen und unser Unwohlsein zu hinterfragen, denunzieren wir andere und werden so selbst zu Body Shamern.
Was sind die Folgen von Body Shaming?
Wie auch immer sich Body Shaming manifestiert, die Folgen können gravierend sein (→ 5 Gründe, warum wir mit Body Shaming aufhören müssen). In jedem Fall verfestigt es die grundsätzliche Fehlannahme, man könne den Wert eines Menschen anhand seiner körperlichen Erscheinung festmachen. In einer ohnehin auf Bilder und Äußerlichkeiten fixierten Gesellschaft stellt das ein massives Problem dar.
Darüber hinaus kann Body Shaming tatsächlich krank machen. Verschiedene Studien zeigen Zusammenhänge zwischen Body Shaming und geringem Selbstvertrauen, Depressionen und Essstörungen [Link zu Psychology Today]. Während die Ausrede vieler Body Shamer ist, sie wollten Dicke mit ihren Kommentaren zum Abnehmen und einem „gesunden Lebesstil“ animieren, stellen Untersuchungen fest, dass genau der gegenteilige Effekt eintritt [Link zu Wallstreet Online]: Je stärker Menschen dem Body-Shaming-Stress ausgesetzt sind, desto seltener treiben sie Sport und desto mehr Kalorien konsumieren sie.
Doch man braucht keine Studien, um zu verstehen, dass Body Shaming negative Konsequenzen nach sich zieht. Jede_r, die_der es schon einmal am eigenen Leib erlebt hat – egal ob durch andere oder sich selbst -, weiß: Body Shaming fühlt sich scheiße an und untergräbt das Selbstbewusstsein (→ Was Body Shaming bedeutet und was du dagegen tun kannst).
Was können wir gegen Body Shaming tun?
Da Body Shaming in unserer Gesellschaft allgegenwärtig ist, ist es nicht einfach, hinter die Kulissen der indoktrinierten Idealvorstellungen zu schauen und den Teufelskreis von Vergleich und Kritik zu durchbrechen (→ Wenn du deinen Körper nicht lieben kannst).
Die erste und wichtigste Maßnahme gegen Body Shaming ist, sich selbst nicht mehr daran zu beteiligen. Dafür musst du deine eigenen inneren Überzeugungen hinterfragen (→ Fette Fakten) und erkennen, warum dich der Anblick eines Körpertyps dazu veranlasst, übergriffig zu werden und über einen anderen Menschen zu urteilen.
Der Kampf gegen Body Shaming beginnt stets bei dir selbst. Wer mit sich im Reinen ist und über ein starkes Selbstwertgefühl und ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein verfügt, hat gar kein Bedürfnis, über andere zu urteilen. Konzepte wie Body Positivity (→ Was ist Body Positivity?) und Body Neutrality (→ Was ist Body Neutrality?) können dabei helfen, das Body Shaming sich selbst gegnüber – und in der Folge auch anderen gegenüber – zu stoppen.
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Titelfoto: AllGo on Unsplash
Beitragsbild 1: Sharon McCutcheon on Unsplash