Gastbeitrag von Veronika Merklein, Künstlerin
[Testbericht enthält Werbung (Anbietervorstellungen)]
E-Scooter sind die praktische Alternative zu Rad, Auto und öffentlichem Nahverkehr auf kurzen bis mittellangen Strecken. Hast du Sorge, du könntest zu schwer für den Elektroroller sein? Ich nutze E-Scooter mit einem hohen Gewicht. In diesem Artikel erfährst du, wie es mir damit ergeht und welches Maximalgewicht die E-Scooter verschiedener Anbieter_innen zulassen.
Auf E-Scootern stellt man sich landläufig hormongeschwängerte Jugendliche vor, die zu zweit und zu schnell fahren, um diese dann nach Fahrtende getrost im nächsten Kanal zu entsorgen. Dieser Mythos zieht sich wie Kaugummi und vergisst dabei, dass das Problem in den Städten nicht die kleinen Zweiräder, sondern die blechernen Vierräder sind.
Dabei möchte ich keinesfalls gegen Autos oder gar Autofahrer_innen wettern; es gibt vieles zu bedenken und zu bekritteln. Dennoch möchte ich eine andere Perspektive in die Diskussion bringen. Denn für die unterschiedlichsten Personengruppen kann ein E-Scooter ein wahrer Segen sein (→ Übergewicht im öffentlichen Raum: Wo sind all die Dicken hin?). Doch es gibt auch Hürden.
Aber sind E-Scooter auch etwas für dick_fette Menschen? Jawohl!
Einige Zeit schon beobachtete ich das Aufkommen der E-Scooter in den Ballungszentren. Als Kind bin ich gerne Rollschuhe und auch Roller gefahren, in meiner Jugend dann auch Elektroroller (50ccm).
Als ich einer Freundin davon erzählte, dass ich das E-Scootern gerne ausprobieren möchte, standen wir schneller auf einem solchen Ding, als ich schauen konnte (→ Wie du aufhörst, dich ständig beobachtet zu fühlen). Meine Freundin war geübt und so brausten wir rasant durch die Stadt, was mir retrospektiv für das erste Mal eindeutig zu schnell vorkam. Also, piano piano, wenn ihr anfangt.
Erfahrungen als dicker Mensch mit den praktischen elektrisierten Zweirädern
Selbst ausprobiert habe ich drei Modelle unterschiedlicher Anbieter_innen: TIER, LINK (Superpedestrian) und Lime. Alle Modelle fahren sich sehr gut; die TIER-Scooter waren mir bisher immer die liebsten. Denn sie scheinen mir am stabilsten. Sie verfügen über eine Handyladestation und über einen Blinker, wobei dieser sicherlich ausbaufähig ist, da man das Blinken selbst nicht sehen kann.
Handzeichen zu geben wie beim Fahrradfahren, funktioniert beim E-Scooter-Fahren nicht, weil man ansonsten das Gleichgewicht verliert. Es ist auch nicht gesetzlich vorgeschrieben, aber ein Lösung sollte sich für die Zukunft schon finden lassen. Ein Helm ist sicherlich empfehlenswert, aber nun ja, wer läuft den ganzen Tag mit Helm rum in dem Gedanken, dass man eventuell noch einen E-Scooter leihen könnte?
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Auch LINK gefiel mir immer sehr gut und verfügt mittlerweile auch über einen Blinker. Bei Lime hatte ich häufiger Probleme, sicherlich zweimal einen Achter. In dem Fall bitte sofort stehen lassen. Es ist nicht nur unangenehm, sondern auch echt gefährlich. Im Winter ist es mir schon öfters passiert, dass die Batterie aufgrund der Kälte gesponnen hat – und ich nicht nur einmal stehen geblieben bin.
Die E-Scooter können maximal 25 km/h fahren. Einen leichten Anstieg schaffen sie also locker auch bei höherem Körpergewicht, einen mittleren ebenso, einen steilen würde ich allerdings nicht empfehlen.
E-Scooter als erweiterte Mobilitätsmöglichkeit – mit hohem Gewicht nur eingeschränkt zugänglich
In der Regel zahlt man 1 Euro Startgebühr plus ca. 35 Cent/Min, allerdings gibt es auch Flatratelösungen. Für Kurzstrecken kommt man dabei locker auf 2 bis 6 Euro, für längere kann es auch mal 10 bis 15 Euro sein. Es kann also schnell kostspielig werden, auch weil die Zahlung ziemlich entspannt bargeldlos erfolgt.
Mir ermöglicht das Mieten eines E-Scooters, meinen sehr dichten Alltag zu bewältigen. Er bringt mir, auch wenn man ja de facto nur drauf rumsteht, mehr Mobilität und Bewegung und er hilft mir, wenn ich fußmüde bin, mich doch rasch an den gewünschten Ort zu bringen – ohne teuer ein Taxi bestellen zu müssen.
Für mich ist der E-Scooter, so kontrovers diskutiert er auch sein mag, eine Bereicherung und auch ein Segen für Menschen, denen es nicht immer leicht fällt, längere Strecken zu gehen. Und so im Grunde auch ein Vehikel für mehr Barrierefreiheit (→ Nützliche Problemlöser fürs dicke Leben).
Kritik an der Gesamtbelastungsgrenze von E-Scootern
Unerwähnt möchte ich dabei aber nicht lassen, dass das zulässige Gesamtgewicht der meisten Sharing-Anbieter_innen ein Witz ist (→ Was ist Diätkultur? – Eine Definition). Die Gesamtbelastungsgrenze der E-Scooter schließt das Gerät und den_die Fahrer_in ein. An der Stelle ist Lime mit seinen 150 kg Gesamtbelastung am breitesten aufgestellt.
Und wie sieht es mit dem Maximalgewicht anderer E-Scooter-Anbieter:innen aus? TIER 120 kg, LINK 120 kg, Bird 100 kg, Kiwi 100 kg, Bolt 100 kg, VOI 100 kg. Bedenkt man, dass ein solcher Scooter bereits ein Eigengewicht von etwa 13 bis 17 kg hat, man die eigene Kleidung von etwa 2 kg dazu addieren muss und vielleicht einen Rucksack von etwa 4 bis 6 kg, kommt sogar ein „normgewichtiger Mann“ leicht mal über die Gewichtsgrenze (→ Du bist genug (und warum du das nicht glauben kannst)).
Ich befinde, dass das kein Zustand sein und man sich darüber gerne auch direkt bei den Anbieter_innen lauthals beschweren darf, damit bei der Weiterentwicklung zukünftiger Modelle hohes Gewicht mitgedacht wird (→ Wie dicke Menschen systematisch entmenschlicht werden (Mampfschrift)). Im Falle eines Unfalls könnte es nämlich Probleme mit der Versicherung geben, wenn die fahrende Person das jeweilige Maximalgewicht des E-Scooters übersteigt.
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Titelfoto: Yiting He