Dicke Protagonistinnen in Büchern und Filmen sind immer noch eine Seltenheit. Die Rolle, auf die die dicke Frau oft festgelegt wird, ist die lustige, leicht tollpatschige Freundin, die mit ihrer Figur hadert. Doch diese Darstellung beeinflusst auch das Leben dicker Frauen in der Realität. Marshmallow Mädchen verrät dir, warum du dicke Heldinnen brauchst und wo du sie findest.
Die dicke Frau in Büchern und Filmen
In der Literatur wie auch auf den Bildschirmen und Kinoleinwänden sind dicke Protagonistinnen rar gesät. Die dicke Frau bleibt meist darauf beschränkt, die dauerdiätende, mit ihrer Figur kämpfende, lustige und tollpatschige beste Freundin zu spielen. In früheren Zeiten war sie gar oft das Pendant zur schlanken Heldin.
Der dicken Frau wird dabei weder eine tiefgehende Storyline noch ein Happy End zuteil. Vielleicht kommt sie mit einem anderen lustigen Sidekick zusammen, aber letztlich bleibt sie doch der Witz im Plot, der schräge, nonkonforme Gegenentwurf zur Hauptdarstellerin.
(Fehlende) dicke Heldinnen formen die Realität dicker Frauen
Wenn wir als Gesellschaft dicke Frauen immer nur als Witz, als Randfigur wahrnehmen, dann schleicht sich dieses Bild in unser kollektives Unterbewusstsein ein (→ Body-positiv leben: Negative Glaubenssätze erkennen und auflösen). Die Gedankenwelt, die von unserem Unterbewusstsein geformt wird, ist jedoch maßgeblich dafür, wie wir uns selbst und unsere Stellung in der Gesellschaft sehen. Deshalb ist es – für dicke Frauen, aber auch für alle anderen – essentiell, dass wir auch dicke Heldinnen in den Medien finden, die wir konsumieren.
Einerseits ist dies wichtig für ein adäquates Abbild der Gesellschaft, denn dicke Frauen sind im wahren Leben nicht der Sidekick, sondern immer die Protagonistinnen in ihrem eigenen Leben. In diesem Zusammenhang kann man auch mal einen Blick auf die Darstellung von Frauen in Medien im Allgemeinen werfen. Mit dem Bechdel-Test beispielsweise wird aufgezeigt, wie sexistisch stereotypisiert Frauen in Filmen abgebildet werden. Dabei sind die Hürden gar nicht hoch – zwei Frauenrollen, die irgendwann im Film miteinander reden, aber nicht über einen Mann -, dennoch fallen überdurchschnittlich viele Filme durch [Link zu Süddeutsche Zeitung].
Andererseits ist die Repräsentation in Medien egal welcher Art ein Instrument, das unsere Realität mitformt. Sehen wir in Medien also ausschließlich schlanke Frauen, nimmt unser Unterbewusstsein das Stück für Stück als Norm an: So muss das halt sein, etwas anderes geht nicht. Schon haben wir eine Realität, in der die dicke Frau – wenn überhaupt – nur sehr beschränkt agieren darf. (Im Mainstream erfolgreiche) Bücher, Filme und Serien, die auch dicke Frauen vielschichtig und selbstbestimmt handelnd zeigen, verändern also das kollektive Unterbewusstsein und somit die Realität, in der wir leben.
Dicke Heldinnen sind wichtig für dich
Was bedeutet das aber konkret für dich, dein Leben und deine Reise zu Body Positivity (→ Was ist Body Positivity?)? Auch deine ganz persönliche Realität wird von den Medien gestaltet, die du bewusst und unbewusst konsumierst. Siehst du die dicke Frau – also die Frau, die so aussieht wie du – gar nicht oder lediglich als Randgestalt, ergibt sich daraus, wie du deinen eigenen Platz in der Gesellschaft wahrnimmst (→ Selbstwertgefühl stärken bei Übergewicht – 3 Tipps).
In der Tat versuchen viele dicke Menschen besonders lustig zu sein, um die vermeintliche „Mangelhaftigkeit“ des eigenen Körpers zu kompensieren: „Wenn ich nicht schön bin, bin ich wenigstens witzig.“ Sie wagen sich erst gar nicht an den Traumprinzen oder die -prinzessin heran, weil sie wie selbstverständlich davon ausgehen, dass eine Beziehung mit dem*der ProtagonistIn für den*die NebendarstellerIn, den ewigen Kumpel, die Witzfigur ein Ding der Unmöglichkeit ist (→ Ich bin zu dick, um einen Partner zu finden). Dicke Menschen denken oftmals, sie hätten Erfolg, Liebe, Anerkennung und dergleichen nicht verdient, denn ihre RepräsentantInnen in Medien und fiktiven Geschichten leben ihnen das so vor (→ Wo sind all die Dicken hin? | Übergewicht im öffentlichen Raum).
Deshalb sind dicke Heldinnen, die alle Rollen spielen können, essentiell. Nicht nur im realen Leben, sondern in erster Linie in den Formaten, die die Kultur und die gesellschaftlichen Glaubenssätze maßgeblich prägen. Indem du darauf achtest, auch Bücher, Filme und Serien zu konsumieren, die dicken Frauen Optionen zur Entfaltung bieten, schenkst du dir selbst die Möglichkeit, dich zu entfalten. Deine (fiktiven) dicken Heldinnen sind die Vorbilder, die dir zeigen, was für dich möglich ist.
Wo du dicke Heldinnen findest
Dicke Heldinnen in den Medien zu finden ist oftmals noch schwierig, aber es wird einfacher. Die dicke Frau zeigt auch dank der Body-Positivity-Bewegung, dass sie eine Größe ist, mit der man rechnen muss. So setzt sie sich im Mainstream, in der Mode- und auch in der Filmindustrie langsam, aber beständig durch.
Dicke Heldinnen findest du in der Realität vor allem in den sozialen Medien, in Blogs (→ 7 inspirierende deutsche Plus-Size-Bloggerinnen) und zunehmend auch im Fernsehen. Sie sind Protagonistinnen in Fach- und Ratgeberbüchern (→ Inspirierende Bücher über Body Positivity zum Lernen und Wohlfühlen), aber auch in der Unterhaltungsliteratur (→ Body Positivity: Bücher mit dicken Heldinnen). Vor allem aber finden sie ihre Hauptrollen zunehmend in Filmen und Serien, die sie – also uns – sichtbar machen und mit adäquatem Facettenreichtum zeigen (→ Body-positive Filme und Serien mit dicken Heldinnen). Jede dieser body-positiven Frauen, ob real oder fiktiv, ändert somit ein Stück weit die Realität für uns alle und erweitert die Lebensmöglichkeiten einer jeden dicken Frau. Und dann beginne damit, deine eigene dicke Heldin zu sein.
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Titelfoto: AllGo on Unsplash
Beitragsbild: Body Liberation Photos