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Wie Body Positivity mein Leben verändert hat

Der Begriff Body Positivity ruft unterschiedliche Reaktionen hervor: Für die einen ist er eine Ausrede, um dick zu bleiben, für die anderen die unmögliche Anforderung, den eigenen Körper zu lieben. Für mich und all die Menschen in der Body-Positivity-Bewegung bedeutet diese Form der Körperakzeptanz vor allem die Freiheit, endlich sein zu dürfen. In diesem Artikel erzähle ich dir die Geschichte, wie Body Positivity mein Leben verändert hat.

Der Begriff Body Positivity ruft unterschiedliche Reaktionen hervor: Für die einen ist er eine Ausrede, um dick zu bleiben, für die anderen die unmögliche Anforderung, den eigenen Körper zu lieben. Für mich und all die Menschen in der Body-Positivity-Bewegung bedeutet diese Form der Körperakzeptanz vor allem die Freiheit, endlich sein zu dürfen. In diesem Artikel erzähle ich dir die Geschichte, wie Body Positivity mein Leben verändert hat.

Warum kann Body Positivity das Leben verändern?

Body Positivity muss eine Menge Kritik einstecken. Sie sei nur ein Vorwand für Leute, die zu faul zum Abnehmen sind. Sie verlagere lediglich das unerreichbare Schönheitsideal hin zu einem neuen Ideal der uneingeschränkten Selbstliebe. Überhaupt wird Body Positivity oft im Zusammenhang mit Schönheit und Selbstliebe genannt (→ Body Positivity ist nicht Selbstliebe).

All diesen Kritiken haben eines gemein: Sie haben Body Positivity nicht verstanden. Wenn ich Body Positivity verschlagworten müsste, dann kämen diese Assoziationen dabei heraus: (Selbst)Wert, Akzeptanz, Selbstbewusstsein, Bedürfnisse. Denn die Prämisse der Body Positivity ist, dass das Aussehen des Körpers nichts über den Wert eines Menschen aussagt. (Eine ausführliche Definition von Body Positivity findest du hier → Was ist Body Positivity?)

Das dem Body Shaming – also der Abwertung von Personen aufgrund ihres Körpers (→ Was ist Body Shaming?) – zugrunde liegende Paradigma ist die kollektive Überzeugung, dass ein Mensch, der nicht dem derzeitigen Schönheitsideal entspricht, weniger wert wäre (als Partner, Arbeitnehmer, Patient etc.). Auf dicke Menschen bezogen, bedeutet das: Bloß weil sie dicke Körper haben, sind sie folgerichtig hässlich, faul, ungepflegt, undiszipliniert und krank. Diese Art der Diskriminierung nennt sich Adipositasstigma [Link zur Universität Leipzig].

Das Problem mit derart verankerten kollektiven Glaubenssätzen ist, dass auch die Betroffenen sie glauben – selbst wenn gar keine Beweise dafür vorliegen. Dicke denken, sie seien alle diese Eigenschaften; sie stigmatisieren sich also selbst. Das Leben würde erst beginnen, wenn sie abgenommen hätten. Und so lange verweilen sie in einem Zustand der unzufriedenen Unzulänglichkeit, der Depression, des Wartens und der Selbsterniedrigung.

Wie war mein Leben vor Body Positivity?

Genau in dieser Gedankenschleife war auch ich gefangen. Wenn ich doch nur diszipliniert genug wäre, um abzunehmen, dann wäre ich endlich glücklich, dann wäre mein Leben perfekt. Ich könnte endlich all die Dinge machen, die ich mich jetzt nicht traue und die Dicke einfach nicht tun: schöne Kleider tragen, flirten, tanzen. Andere würden mich endlich respektieren. Endlich wäre ich adäquater Partner, Arbeitnehmer, Patient.

Als Dicke blieb mir aber nur übrig, dem Traum vom schlanken Körper hinterherzulaufen, ohne ihn einholen zu können (→ Warum wir das Schönheitsideal überwinden müssen). Ich quälte mich durch Diäten und Sport (→ Hör endlich auf, Sport auf der Waage zu beurteilen). Ich nahm ab und wieder zu und noch mehr zu. Warum kriegte ich das einfach nicht auf die Reihe? Stattdessen bekam ich eine Essstörung – was ich jedoch erst viel später verstand – und Depressionen.

Irgendwann wollte ich gar nicht mehr vor die Tür gehen (→ Wo sind all die Dicken hin? | Übergewicht im öffentlichen Raum). Ich weinte, weil ich nichts zum Anziehen hatte und sowieso alles scheiße an so einem fetten, hässlichen Körper aussieht. Ich dachte, alle Menschen würden mich überall anstarren und bewerten. Ich hasste mich und meinen dummen Körper. Ich wusste, ich würde nie etwas erreichen, weil ich es einfach nicht verdient hatte. Ich konnte ja nicht mal abnehmen!

Wie ich body-positiv geworden bin

Weil es so nicht weitergehen konnte und mein Leben zusehends eingeschränkter wurde, begann ich 2005 eine Verhaltenstherapie (die erste von dreien, plus Psychoanalyse). Rückblickend weiß ich, dass Body Positivity bereits damals begann, mein Leben zu verändern, obwohl es dieses Wort und Konzept im deutschen Sprachraum noch gar nicht gab. Meine Therapien beschäftigten sich hauptsächlich mit meinen Depressionen und fehlendem Selbstwert. Allmählich dämmerte mir, dass mein Körper nie das Problem war.

Das Problem waren negative und falsche Glaubenssätze (→ Body-positiv leben: Negative Glaubenssätze erkennen und auflösen). Das Problem war, dass eine ganze Industrie mit meiner Fokussierung auf meinen Körper Milliarden verdient. Das Problem war, dass ich so viel einfach geglaubt habe, ohne es zu hinterfragen.

Dein Körper war nie das Problem | Zitat | Body Positivity und Selbstliebe | Marshmallow Mädchen

Ich begann also, alles zu hinterfragen. Ich veränderte meinen Medienkonsum – weg vom Mainstream des einen Schönheitsideals, hin zu vielfältigen Vorbildern, vor allem dicken Frauen, die erfolgreich und glücklich sind (→ Warum du dicke Heldinnen brauchst). Ich schmiss meine Waage weg (→ 3 Gründe, warum du deine Waage wegwerfen solltest). Ich kaufte mir figurbetonte Kleidung (→ 5 Tipps, wie du zur Plus-Size-Fashionista wirst). Ich aß alles ohne schlechtes Gewissen. Ich initiierte Guppen zu Themen, die mich interessierten, und traf auf diesem Wege neue Menschen. Ich fing an, Dinge zu tun und zu genießen, die Dicke eigentlich nicht tun (dürfen).

Wie hat Body Positivity mein Leben verändert?

Das klingt jetzt natürlich alles viel einfacher, als es tatsächlich war. In Wahrheit ist die Reise zu Body Positivity ein fortwährender Prozess mit Aufs und Abs. Auch heute noch, doch die Aufs überwiegen die Abs bei Weitem. Dennoch ist es ein lohnenswerter Weg, denn Body Positivity hat mein Leben verändert – und zwar nachhaltig und ausschließlich zum Guten.

Ich wiege heute mehr als früher, aber ich war auch noch nie so glücklich (→ Ich will nicht abnehmen). Ich habe mich noch nie so sehr wie ich selbst gefühlt. Ich bin „gesünder“ – sowohl körperlich (Blutwerte, Blutdruck und der ganze Keks) als auch psychisch (keine Depression, kein Selbsthass) -, ich bin aktiver, geselliger und selbstbewusster. Ich habe keine Essstörung mehr. Mein Körper war wirklich nie das Problem. Und deiner ist es auch nicht.

Hinzu kommt, dass ein Schwall von Energie frei wird, wenn du dich nicht ununterbrochen wegen des eigenen Körpers und Essverhaltens schiltst. Überleg dir mal, wie viel Zeit du dafür aufbringst – und letztlich mit dem einzigen Ergebnis, dass du dich noch schlechter fühlst. Diese Energie konnte ich in andere Dinge stecken, zum Beispiel in Marshmallow Mädchen, das ich als meine Berufung verstehe. Ich möchte all die Dinge, die ich auf meiner Reise zu Body Positivity gelernt habe, weitergeben, um dir deinen Weg zu erleichtern. Body Positivity hat mein Leben verändert – und sie kann auch deines verändern! Das ist doch ein viel sinnvollerer Einsatz unserer Energie, als uns den ganzen Tag selbst zu hassen, oder?

Wenn du konkrete Ansätze benötigst, wie Body Positivity dein Leben verändern kann, dann schau doch mal hier.

Titelfoto: Noack Fotografik
Beitragsbild: Houcine Ncib on Unsplash

Dieser Artikel wurde ermöglicht durch Super-Marshmallows

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Wer schreibt hier?

Hallo, ich bin Kathrin. Ich bin deine Body-Positivity-Inspirateurin. Als Journalistin und Diplom-Politologin arbeite ich seit über einem Jahrzehnt rund um Themen von Körperakzeptanz und Gewicht, suche nach Lösungen und Hintergründen. Das Interesse dafür stammt aus meiner eigenen Geschichte als dicke Frau. Hier erfährst du mehr über mich.

2016 habe ich mit Marshmallow Mädchen diese body-positive Informations- und Inspirationsplattform sowie eine Community erschaffen. Schau mal, was ich alles für dich habe.

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