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Warum der Body-Mass-Index Unsinn ist

Der Body-Mass-Index – kurz: BMI – ist eine weitverbreitete Formel zur Bestimmung von Über- und Untergewicht und damit angeblich einhergehenden Gesundheitsrisiken. Doch er steht bereits seit seiner Erfindung in der Kritik. Ist der BMI überhaupt geeignet, einen Menschen zu kategorisieren und Aussagen über seinen Gesundheitszustand zu treffen? Marshmallow Mädchen hat recherchiert und zeigt dir auf, warum der Body-Mass-Index Unsinn ist.

Der Body-Mass-Index - kurz: BMI - ist eine weitverbreitete Formel zur Bestimmung von Über- und Untergewicht und damit angeblich einhergehenden Gesundheitsrisiken. Doch er steht bereits seit seiner Erfindung in der Kritik. Ist der BMI überhaupt geeignet, einen Menschen zu kategorisieren und Aussagen über seinen Gesundheitszustand zu treffen? Marshmallow Mädchen hat recherchiert und zeigt dir auf, warum der Body-Mass-Index Unsinn ist.

Was ist der Body-Mass-Index?

Der Body-Mass-Index ist eine Formel, mit der man eine Maßzahl errechnen kann. Diese setzt die Körpermasse, also das Gewicht eines Menschen in Relation zu seiner Größe, indem das Gewicht in Kilogramm durch das Quadrat der Körpergröße in Metern geteilt wird.

Liegt das Ergebnis unter 18,5 gilt man als untergewichtig, bis 25 als normalgewichtig. Zwischen 25 und 30 spricht man von Übergewicht und ab 30 von Fettleibigkeit (Adipositas).

Der Body-Mass-Index soll allerdings nicht nur das Gewicht in Kategorien einteilen, sondern gleichzeitig Aussagen darüber treffen, wie gefährdet die Gesundheit einer Person ist. Unter- und Übergewichtige gelten dabei automatisch als Risikogruppen.

Geschichte des Body-Mass-Index

Vater des Body-Mass-Index ist der Belgier Adolphe Quetelet. 1832 entwickelte er eine Formel, indem er die Brustumfänge von Soldaten maß. Dabei interessierten ihn als Mathematiker vor allem die Normal- und Durchschnittswerte und die Möglichkeit, diese in Formeln zu erfassen. Zu dieser Zeit galt Übergewicht auch nicht als Krankmacher; diese Annahme kommt erst ab dem 20. Jahrhundert auf.

Den Body-Mass-Index als Gewichts- und Gesundheitsklassifikation prägte der amerikanische Ernährungswissenschaftler Ancel Keys in den 1970er Jahren. Popularität erlangte der Index, als Lebensversicherungen begannen, diese leicht zu errechnende Zahl zu nutzen, um die Risikobehaftung ihrer Kunden zu messen.

Kritik am Body-Mass-Index

Während der Quetelet-Index überhaupt nicht dazu gedacht war, korrelierende Aussagen zu treffen, warnte auch Ancel Keys davor, den BMI zur Bewertung von Über- und Untergewicht bei einzelnen Personen zu nutzen. Der Index sei lediglich für den statistischen Vergleich großer Gruppen geeignet. Trotzdem verbreitete sich der Body-Mass-Index seit den 1980ern als Kennzahl für Gesundheitsrisiken durch Über- und Untergewicht.

Bei der Untersuchung größerer Populationen belegt der Body-Mass-Index eine höhere Sterblichkeitsrate bei Über- und Untergewicht. Dennoch sieht sich der BMI seit Quetelets Zeiten – vor allem bei der Bewertung einzelner Personen – erheblicher Kritik ausgesetzt, die von neueren Forschungsergebnissen gestützt zu werden scheint.

Geschlecht und Alter

Der Body-Mass-Index unterscheidet nicht zwischen Männern und Frauen, obwohl ihre Körper unterschiedlich gebaut sind. Frauen haben einen natürlich höheren Fettanteil. Dennoch liegt ihr BMI-Höchstwert für „Normalgewicht“ bei neueren Berechnungen, die das Geschlecht mit einzubeziehen versuchen, sogar einen Punkt niedriger, also bei 24.

Auch das Alter spielt bei der Berechnung des Body-Mass-Index keine Rolle. Dabei ist es ein natürlicher Vorgang, dass wir mit zunehmendem Alter auch an Gewicht zulegen, da unsere Muskel- und Knochenmasse schwindet, aber die Fettmasse steigt. Studien weisen darauf hin, dass uns ein höherer BMI im Alter sogar widerstandfähiger macht.

Körperbau, Fettverteilung und Lebensgewohnheiten

Der Body-Mass-Index lässt vollkommen außer Acht, wie das Fett im Körper verteilt ist. Dies jedoch ist maßgeblich, um Aussagen über das Krankheitsrisiko treffen zu können. Bauchfett gilt als größerer gesundheitlicher Risikofaktor als zum Beispiel Fettpolster an Hüften und Po (→ Verursacht Übergewicht Cellulite?).

Auch der Körperbau ist im Body-Mass-Index nicht berücksichtigt. Es gibt sie nämlich, die schwere Knochen. Auch haben einige Menschen einen breiten Skelettbau, andere einen zierlichen. Bei sehr großen oder sehr kleinen Personen ist der Body-Mass-Index überhaupt nicht aussagekräftig. Sportler, die viele Muskeln haben, zum Beispiel Boxer, sind laut BMI übergewichtig, während zum Beispiel sehnige Läufer Untergewicht bescheinigt bekommen.

Der Body-Mass-Index kann nicht deinen Wert berechnen | Zitat | Body Positivity und Selbstliebe | Marshmallow Mädchen

Der Body-Mass-Index bezieht auch nicht den Trainingszustand einer Person mit ein. Dabei zeigt eine Meta-Studie (also die Untersuchung vieler Studienergebnisse) mit mehr als 650.000 Teilnehmern, dass es tendenziell gesünder ist, dick und fit zu sein als schlank und unfit. Bewegung scheint eine größere Rolle für die Gesundheit zu spielen, als bisher angenommen (→ 10 Gründe, Sport zu treiben (die nicht abnehmen sind)).

Neben Bewegung vernachlässigt der Body-Mass-Index auch andere Lebensgewohnheiten, die Einfluss auf unseren Gesundheitszustand haben können. Rauchen, Alkoholkonsum, Ernährungsweise – all das berücksichtigt der Body-Mass-Index nicht. So hat eine großangelegte amerikanische Studie der University of California gezeigt, dass 30 Prozent der Teilnehmer, die aufgrund ihres BMI als „gesund“ galten, als „ungesund“ eingestuft werden mussten, sobald man andere Gesundheitsdaten mit einbezog.

Willkürliche Grenzen

Warum liegt die Grenze zum Übergewicht eigentlich gerade bei 25? Weil wir schöne Fünferschritte mögen. Diese Einteilung fußt nämlich weniger auf wissenschaftlichen Erkenntnissen als auf dem Wunsch nach griffigen Zahlen. Die derzeitigen jeweiligen Grenzen für Über- und Untergewicht hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 1996 festgelegt. Bis 1998 lag der Grenzwert zu Übergewicht in den USA noch bei 27,8. Als die USA die angesetzten Werte der WHO übernahmen, wurden über Nacht plötzlich 35 Millionen Amerikaner übergewichtig und damit risikobehaftet.

Übergewicht ist nicht per se ein Risikofaktor

Neuere und detailliertere Forschungsergebnisse stellen Übergewicht als generellen gesundheitlichen Risikofaktor immer öfter infrage (→ Warum werden wir dick?). Die oben erwähnte Studie der University of California kam nämlich auch zu dem Ergebnis, dass 29 Prozent der Menschen, die laut BMI übergewichtig sind, und 19 Prozent derer, die als fettleibig gelten, vollkommen gesund sind. Andere Studien fanden heraus, dass 25 bis 30 Prozent der Dicken sogenannte „Happy Obese“ sind, das heißt, sie weisen keinerlei metabolische Probleme oder kardiovaskuläre Risiken auf.

Warum der Body-Mass-Index Unsinn ist

Viele Studien zeigen, dass ein hoher BMI mit der Ausprägung bestimmter Krankheiten korreliert. Gleichzeitig kann aber eben jener hohe BMI dabei helfen, diese Krankheiten zu überleben (Adipositas-Paradoxon). Dies zeigt exemplarisch: Die Datenlage zum BMI ist widersprüchlich, wild und konfus. Schon das alleine würde ihn als wissenschaftliche Kennzahl disqualifizieren.

Darüber hinaus berücksichtigt der Body-Mass-Index eine Vielzahl von Faktoren nicht. Der Geburtsfehler des BMI liegt aber schon darin, dass er durch eine simple Gleichung einen so komplexen Organismus wie den menschlichen in ein einfaches Schema (schlank – gesund, dick – krank) einzuteilen versucht.

Der Body-Mass-Index kann deine Gesundheit nicht bewerten

Der Body-Mass-Index ist Unsinn, weil eine derart willkürlich bewertende Einteilung gegen alle Fortschritte in der medizinischen Forschung die individuelle Sicht auf eine Person untergräbt. Obwohl sich der Trend hin zur Personalisierten Medizin entwickelt, wird ein dicker Mensch ohne entsprechende Untersuchung nach wie vor oft automatisch als „krank“ eingestuft. Der BMI suggeriert, dass das Erreichen einer bestimmten Zahl ewige Gesundheit verspricht. Aber vor allem fördert er das Stigma, das Übergewichtige nicht nur im Alltag erleben, sondern auch beim Arztbesuch, wenn sie von medizinischem Fachpersonal als „krank“ und „selbst Schuld“ abgestempelt werden.

Der Body-Mass-Index kann keine tragfähige Aussage über dich und deinen Gesundheitszustand treffen; dazu braucht es immer noch eine individuelle Untersuchung. Wenn dir eine Gewichtsreduktion, vermehrte Bewegung oder eine Veränderung deiner Ernährungsgewohnheiten helfen und deine Lebensqualität verbessern, dann ist das natürlich absolut begrüßenswert. Millionen von Faktoren spielen eine Rolle im Funktionsapparat unseres Körpers, die weder der BMI noch jede andere Formel abbilden können. Der Body-Mass-Index taugt höchstens als sehr, sehr grober Messwert oder – so wie er eigentlich gedacht war – als Kennzahl für große Gruppen.

Der Body-Mass-Index kann deinen Wert nicht berechnen

Obwohl der Body-Mass-Index nach allen bisher vorliegenden Studien keine eindeutigen Aussagen über den Körper und den Gesundheitszustand eines Individuums treffen kann, ist er in einer Gesellschaft, die von Schlankheits- und Gesundheitswahn geprägt ist, zu einer Maßzahl des Werts eines Menschen geworden. Ein kranker Übergewichtiger ist ein schlechter Mensch. Wir nehmen den Body-Mass-Index genauso ernst wie die Zahl auf der Waage, obwohl sie beide keine wirkliche Aussagekraft haben (→ 3 Gründe, warum du deine Waage wegwerfen solltest).

Der BMI ist wissenschaftlich überholt, de faco ist der Body-Mass-Index Unsinn. Vor allem aber war er nie dazu gedacht, eine Aussage über deinen Wert als Mensch zu treffen. Du bist kein schlechterer Mensch, wenn du übergewichtig, untergewichtig oder krank bist oder auf andere Weise nicht der (illusorischen) „Norm“ entsprichst (→ Warum Body Positivity nichts mit Gesundheit zu tun hat). Als Kennziffer für Menschen ist der Body-Mass-Index Unsinn,  denn er kann – neben vielen anderen Dingen – nicht deinen Wert berechnen.

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Titelfoto: i yunmai on Unsplash

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